Warum und wann Hörgeräte?

Für jeden Menschen ist eigentlich klar:
Wenn ich nicht mehr gut höre, dann helfe ich mir mit Hörgeräten.

Doch leider stellen sich sehr viele erst sehr spät beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder bei uns Hörakustikern vor. Das Umfeld weist meist schon sehr früh und rechtzeitig auf die Einschränkungen hin, auch wenn diese vom Betroffenen selbst noch gar nicht als solche wahrgenommen werden. Meist liegt es daran, dass man selber nicht erkennt, dass man schlechter hört.
Viel eindeutiger ist die Situation bei einem Hörsturz. Wo man in kurzer Zeit selbst bemerkt, dass man nicht mehr richtig hört. Durch den langsamen Entstehungsprozess werden die klassischen Alters- oder auch die Lärmschwerhörigkeiten oft nicht bemerkt.

Da sind eher Angehörige, die anfangen einem einzureden, dass man angeblich schlechter hört. Auch entwickeln die Liebsten und nächsten Personen die Eigenart, sich mit sich selber zu unterhalten. Die eigenen Kinder, die man zu einem klaren, deutlichen Sprechen erzogen hat, fangen an zu nuscheln. Aber auch an der Supermarktkasse beginnt man die Kassenanzeige zu suchen, weil man die Kassiererin nicht sicher verstanden hat. Oder im Foyer kann man sich schlechter auf seinen Gesprächspartner konzentrieren.

Ja genau das sind die ersten Anzeichen.

Denn in der Regel beginnt man den anderen nicht mehr zu verstehen und erst viel später hört man nicht mehr, dass mit einem gesprochen wird.
Darum verweise ich auf die Begriffe HÖREN und VERSTEHEN.
Hören beschreibt die reine Wahrnehmung. Verstehen kann ich erst, wenn ich gehört habe. So kann ich erst den Inhalt eines Gespräches verstehen, wenn ich auch alle Informationen wahrgenommen habe. Der Grund ist, dass das menschliche Gehör in der Regel zuerst bei den helleren Tönen nachlässt. Die Verständlichkeit schwindet, aber das Lautstärke-Empfinden bleibt erhalten.

Als Hörakustiker plädiere ich daher für einen frühzeitigen Beginn des Einsatzes von Hörhilfen, um langfristigen Beeinträchtigungen vorzubeugen.
Die Folge von einer zu langen, verminderten Wahrnehmung ist, dass der Betroffene als erstes verlernt räumlich zu hören. So kann er sich schlechter in der Gesellschaft verständigen und zieht sich immer mehr zurück. Schlimmstenfalls kann das bis zum Verlernen des Verstehens der Muttersprache führen.
Wenn das Vermögen, Sprache zu verstehen erst einmal eingeschränkt ist, ist je nach Schädigungsgrad nicht nur das einzelne Gespräch schwierig. Sondern viel früher ist auch mit Hörhilfen eine gute Verständigung in geräuschvoller Umgebung nicht mehr zufriedenstellend möglich.
Um solchen Hörentwöhnungen vorzubeugen, sollte man sich rechtzeitig, eines Hörgerätes bedienen.
Ähnlich wie das Gehirn durch Gehirnjogging trainiert wird, sollte man auch das Hörzentrum durch alltägliche Reize fordern. Findet eine Hörentwöhnung statt, werden die entsprechenden Nervenbahnen und Hirnregionen nicht mehr angesprochen. In jüngsten Forschungen wird der Schwerhörigkeit eine Begünstigung bei der Entwicklung von Demenz zugesprochen. Daher sollten Sie nicht rasten, sonst besteht die Gefahr des Rostens.